Natürlich Tiergerecht

Huforthopädie & Tierheilpraxis

Umgang und Haltung


Das Pferd als Medium des Menschen - Step 1 zur Kommunikation mit Pferden

vom 22.11.2015

Ich bin nun schon mit einigen Menschen den Weg zu ihrem Pferd gemeinsam gegangen. Viele haben mich um Rat gefragt und ich habe gerne "geholfen".

Auffällig war dabei immer, dass Sie mich die ersten Male immer ganz erwartungsvoll ansahen. Sie montierten mit ihren Pferden auf dem Platz umher und ich – wo doch helfen sollte – sagte nichts.

Was sollte das? Mich um Hilfe zu beten - und ich sagte "nichts"?

Später wurde es dann einigen klar:
Nach der Einheit sprachen wir gemeinsam über den Verlauf.
Viele waren natürlich relativ enttäuscht – die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Pferd lief nicht nach Wunsch.
Und viele sagten ganz bewusst Dinge wie: "Ich hab echt keine Lust – das Pferd läuft einfach nicht vorwärts" oder: "Jetzt hatte ich den ganzen Tag schon Stress und der muss jetzt auch noch meinen mich ärgern zu müssen" - "Er ist immer so, er schaltet auf Stur und dann werde ich auch dickköpfig!"

tzz nöö da mach ich nicht mit!

Als Außenstehender weiß man hier gleich Bescheid 
Meist standen die Besitzer mit einer enttäuschten Haltung vor mir – die Schultern nach vorne, der Kopf gesenkt oder kleine Krübelfältchen über den Augen.
Die Pferde standen 1:1 neben ihnen, den Kopf gesenkt, die Augenlider angespannt, oftmals eine gekräuselte Nase.
In diesen Momenten hätte ich gerne einen Fotoapparat – nur um den Besitzern zu zeigen, wie zwei Ebenbilder vor mir stehen :-)

Nun – wo kann ich den beiden denn nun helfen?
Offensichtlich erst einmal an dem GRUND: Viele Menschen sind unzufrieden mit der Arbeit, mit der Situation zu Hause, Streit bei Freunden etc.

Im Stall, wo Sie eigentlich "abschalten" wollen – werden diese Gefühle auf Ihre Partner übertragen. Das Pferd ist ihr Spiegel.

Es würde hier niemals nutzen, würde ich nun bei einer Trainingseinheit daneben stehen und mit Kommandos um mich werfen – natürlich, die Pferde würden funktionieren. Ich denke auch, wir würden gewisse Ziele so erreichen, doch ich bin mir sicher: Früher oder später, spätestens wenn keiner mehr aussen steht – würden die beiden wieder in die gleiche Situation fallen.

Das Pferd gilt als Medium.

Die Arbeit mit den Pferden ist in erster Linie immer eine Arbeit an sich selbst.

So verlaufen die ersten Einheiten mit Gesprächen – ich spreche die Menschen auf ihre Defizite an. Meist merkt man einen regelrecht "energetischen Knoten" in der Magengegend. Und viele (eigentlich alle) – beginnen früher oder später loszulassen.
Sie erzählen und dabei beginnt sich schon ein kleiner Teil zu lösen.
Pferde helfen uns, an uns selbst zu arbeiten - sie setzen uns so lange einen Spiegel vors Gesicht, bis wir lernen damit umzugehen oder das Bild zu ändern.
Deswegen sind sie mit die besten Therapeuten!
[und steckt nicht in jedem von uns ein klein bisschen Verrücktheit? :-) ]

Wie sieht das weitere Training aus?

Man beginnt mit gemeinsamen Lösungswegen und beginnt an diesen Problemen auch das Training mit den Pferden anzusetzen. Jeder Pferd/Mensch Beziehung gebührt eine individuelle Trainingseinheit. Der Mensch soll erkennen "WARUM" Das Pferd so handelt . Er soll lernen auf eine "Neutrale Basis" mit seinen Gefühlen zu kommen. Die Arbeit mit den Pferden fordert eine neutrale Energie - so und nur so, kann man offen für ihre Signale sein.

Ein Beispiel:

Oftmals herrscht eine innere Unruhe in beiden Parteien – hier gilt es dann zB. Durch "freies Spiel" diese Unruhe zu beseitigen. Der Mensch soll lernen, seine Gefühle zu erkennen und – sich nicht von Ihnen "beherrschen" zu lassen.
Denn JEDER Mensch ist für seine Gefühle SELBST verantwortlich.
Freies Spiel finde ich hier am Wichtigsten: Auch das Pferd soll die Möglichkeit haben, sollten die Gefühle zu drückend werden – der Situation kurz zu entweichen. Man entgeht so vielen Reaktionen des Pferdes und auch Ihnen muss man fair gegenüber bleiben.

Im Prinzip habe ich nun das Geheimnis verraten – und vielleicht werden sich von nun an weniger Fragen, warum die Olle da erst mal nur "außen rumsteht" und glotzt :D

Die Arbeit mit den Pferden ist in erster Linie immer eine Arbeit an sich selbst!!!
Kommunikation ohne Zwang kann nur statt finden – wenn auch der Innere Zwang eines Jeden beseitigt ist.


Erlernte Hilflosigkeit - Vom Erkennen und Wegen es besser zu machen

vom 22.11.2015

Seit knapp 7 Jahren beschäftige ich mich nun mit dem Thema "Natural Horsemanship". Ich besuchte viele Kurse, wälzte Bücher, schaute Videos - immer mit dem Ziel : "Natürliche Kommunikation mit Pferden".

In den letzten Jahren gab ich nun auch selbst Unterricht, einfach aus Spaß und weil es mir Freude machte, zu sehen, wie sich die Pferde entwickelten.

Auch Artax wurde nach diesem Prinzip von Parelli ausgebildet. Natürlich schöpfte ich aus Kursen / Büchern, von anderen Trainern sehr viel Wissen und baute dies mit ein. Doch das Grundgerüst, blieb das klassische NHS.

Nach 5 gemeinsamen Jahren mit Artax kam ich nun in den letzten Wochen an einen Punkt, an dem ich merkte: Bis hier hin...und nicht weiter.

Die eigene Erkenntnis, etwas nicht richtig gemacht zu haben, ist schwer...
Mittlerweile bin ich dankbar darum, doch am Anfang wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte.

Immer mal wieder "spielte" ich mit Artax auf dem Platz, wie gewöhnlich mit Stick und Knotenhalfter.

Doch in den letzten Wochen, war einiges anders. Artax entwickelte sofort eine leichte Anspannung, beim Anziehen des Knotenhalfters. Und dann, auf dem Platz, merkte ich zum ersten Mal, wie mein Pferd - in seiner erlernten Hilflosigkeit - mein gewolltes Programm runter ratterte.

Es waren die 7 Spiele, die wie aus dem "FF" herausschossen, Seitengänge, Squeeze, das Circle Game und ein Pferd, mit dauernd angespannten Muskeln.

Zu Beginn freute ich mich darüber, dass die Spiele schon bei "Phase 1 " sofort abrufbar waren. Artax schien mir motiviert, lief wie eine "Lokomotive".

Heute bin ich so froh, dass Artax mir das mit aller Deutlichkeit zeigte...
Doch irgendwann waren die Spiele nicht mehr abrufbar, Artax agierte von selbst, bot alles an, war geladen und reagierte nicht mehr auf Hilfen. Er war voreingenommen, ratterte sein Programm herunter, in der Hoffnung, dass es bald vorbei war.

Hier merkte ich zum ersten Mal - er tut das alles nur, weil ich das von ihm verlange.

Er hatte kein Spaß an der Sache, er tat es nur, um den geringstmöglichsten Druck zu erhalten.

Ich fragte mich von dem Tag an - ob es das war, was ich von meinem Pferd wollte?
Und ich kam auf eine deutliche Antwort: "NEIN!"

Es tut mir leid, dass ich mein Pferd in diese Situation der "Erlernten Hilflosigkeit" gebracht habe.

Eine Ausbildungsweise mit "natürlicher Kommunikation" zu bezeichnen, welche - nichts anderes ist als "auf eine höfliche Art, sein Pferd unter Druck zu setzen".

Mir wurde klar, dass mein Pferd bei dieser Ausbildungsweise, gar keine Chance hatte - er selbst zu sein. Ich bot ihm zwar über die 4 Phasen die Möglichkeit, auf meine Bitte zu reagieren, kam allerdings keine Antwort darauf - so folgte eine Forderung, die solange stand hielt und unangenehmer, bis evtl schmerzhafter wurde, bis er reagieren MUSSTE!

Im ersten Moment war ich verzweifelt - was hab ich da nur angerichtet? Und vor allem - wie komme ich aus dieser Situation wieder heraus?

Und, auch wenn ich mich nie wirklich damit beschäftigt habe - kam mir das Clicker- Training in den Sinn.

Eine Ausbildungsweise, bei der es lediglich eine "Positive Bestärkung" gibt und "negative Ignoration". Es gibt kein "Druckaufbau" und keine "Strafe" mehr. Es gibt nur noch ein "Lob" und vor allem für Etwas, was das Pferd von sich aus anbietet.

Die Art und Weise, so frei mit dem Pferd zu arbeiten, hat mich maßlos begeistert.

Viele denken wahrscheinlich immernoch - das Pferd reagiert hier ja nur - weil es Futter bekommt. Ich sage : Na und?

Man bietet dem Pferd hier eine Möglichkeit, sich selbst einzubringen und ihm auch noch den Komfort zu bieten, die ihm seine Instinkte erwünschen.

Ein Pferd braucht Sicherheit, Sozialkontakte und Nahrung.

Warum bieten wir ihm also nicht eines davon. Das Märchen, ein Pferd würde uns, wegen unserer blosen Anwesenheit lieben, ist wohl selten bewahrheitet. Wir sollten wissen, dass ein Pferd UNS , als Mensch, definitiv nicht braucht und nicht brauchen wird.

Pferde sind nicht nachtragend - sie können verzeihen

Heute haben wir Spaß an der "Arbeit" lernen viele neue Dinge und vor allem: Bieten viele Ideen ganz von selbst an :-)

Ich arbeite im Moment noch an einem kleinen "Clicker-Tagebuch" sehr gerne würde ich mit euch die Anfänge und die Fortschritte mit dieser "Ausbildungsweise" teilen

Natürlich würde ich mich über Geschichten, wie Ihr zum Clickern gekommen seit, wie sich euer Pferd dadurch veränderte, usw. auch sehr freuen!! :-)

Lesenswerte Lektüren:

Babette Teschen & Tanja Konerth - Clickertraining

Alexandra Kurland

Marlitt Wendt

uvm.

 


Ehrliche Pferdeausbildung

vom 22.11.2015

Oftmals gerate ich in Gespräche, gerade in den neuen Medien und Communities, bei denen es um Themen, wie "Ausbinder, Schlaufzügel" oder sonstige Hilfsmitteln geht.

Ich gerate dabei oft in sehr rege Diskussionen und immer wieder bekomme ich die Frage, weshalb ich gegen all die Hilfsmittel bin.

Dabei gibt es für mich ganz einfache Gründe.

Der erste ist für mich eher ein psychologischer Grund. Ich möchte hierbei keine Vermenschlichung der Pferde erreichen, jedoch gerne daraufhinweisen, dass auch Pferde ein lernendes Bewusstsein besitzen.

Als Beispiel möchte ich jedoch Euch fragen, wie Ihr Dinge "gelernt" habt.

Waren es Hilfestellungen Eurer Eltern, Tipps, Tricks, Erklärungen. Habt Ihr nicht auch öfter gefragt "Warum?".

Auch Pferde fragen sich das. Vor allem ein Pferd als Fluchttier frägt sich zB. weshalb es den Reiter auf den Rücken dulden soll. Möchte dieser ihm etwas Böses?

Denken wie ein Fluchttier....


Nein, ein Pferd frägt sich schon, ob es sich wirklich aufhalftern lassen soll, dem Menschen, "dem Raubtier" zu folgen. Ihm die Hufe zu geben und somit die Möglichkeit wegzurennen.

Es fängt bei diesen kleinen Dingen an. Für uns teilweise schon eine Selbstverständlichkeit. Die wenigsten bilden Ihre Pferde von Beginn an selbst aus und die wenigsten der heutigen Fohlen dürfen lange genug "Pferd sein" um wirklich große Instinkte zu entwickeln.

Artax hat mir all das gelehrt. Durch seine unglaubliche Panik vor dem Menschen, hat auch er mir gezeigt, was es heißt, ein Pferd "aufzuhalftern". Aber erst recht, ihn reiten zu dürfen.

"Hilfsmittel" - sollten keine Einschränkungen hervorrufen


Um nochmals auf die Hilfsmittel zurück zu kommen. Das Pferd wird verschnürt wie ein Paket und im Kreis gejagt. Es wird in eine Haltung gezwungen, kann sich aus dieser nicht befreien und muss im Kreis laufen. Hier beginnt das Kontroverse schon allein in der Tatsache ein Fluchttier im Kreis laufen zu lassen.

JA,für manche Pferde ist auch dies schon eine nicht selbstverständliche Sache.

Deshalb gehört für mich zu einem sogenannten "Horseman" immer das Können zu denken wie ein "Fluchttier". Möge das noch so wahnwitzig klingen. Durch dieses Denkvermögen erklären sich viele "Probleme" die für uns vielleicht nichtig sind, für Dein Partner Pferd jedoch für große Bedeutung!

Hier ist schon der erste Schritt zur Ehrlichkeit.

Zeige ich meinem Pferd, was ich von ihm möchte, oder zwinge ich es dazu, mein Wille einfach zu akzeptieren?

99% der Aktionen führen wir mit unseren Pferden durch, um sie "gesund" nutzen zu können. (Wer hier wiederspricht, lügt). Die anderen 1% wären diese, die wir da sein müssten, dass das Pferd sicher in freier Wildbahn leben könnte.

Was ich damit ausdrücken möchte: Unser Pferd braucht uns nicht!

Ein Pferd ohne Reiter ist immernoch ein Pferd, ein Reiter ohne Pferd ist jedoch blos noch ein Mensch.

Viele wollen diese Worte nun sicherlich nicht lesen, verdrehen nun die Augen, sagen dass ich übertreibe. Aber dafür bin ich bekannt :-)

Nochmals, 99% der Interaktionen mit unserem Pferd, bestehen daraus, um es für uns nutzen zu können. Wieviele davon, versuchen wir unserem Pferd zu erklären und wieviele davon erklären wir uns eigentlich selbst?

Dabei gibt es heute so viele Arten einem Pferd Hilfe zu leisten, sei es positive Bestärkung, Belohnungen, die Frage/Antwort in Zusammenhang mit Druck. (Welche davon nun geeignet ist, ist eine andere Frage). Und immer wieder sehe ich trotzdem Menschen, die ihren jungen Tieren ein Gebiss ins Maul legen, einen Longiergurt um, die Ausbinder einwickeln und los.

Was bedeutet eine ehrliche Pferdeausbildung?


Eine ehrliche Ausbildung besteht darin, ein Pferd langsam daran zu führen, an das, was wir von ihnen wollen. Das heißt nicht, bei den ersten paar Malen den Ausbinder lockerer zu schnallen. Nein... Die Bewegung von dem Pferd FREI abrufbar machen.

Nehmen wir das Beispiel Longieren. Ziel ist es eine "Stellung" des Pferdes hervorzurufen und somit die einzelnen Muskeln abrufen und trainieren zu können.

Das kann man nun auf die Art, das Pferd auszubinden und in die Stellung zwingen. Sicher, früher oder später, wird das Pferd wie gewünscht laufen, es kann ja nicht anders.

Oder man kann es, durch anfängliches Mitgehen am Kopf des Pferdes, Ausrichten der Kopfhaltung, leichtem Aktivieren der Hinterhand. Aber immer mit der Möglichkeit, eine Reaktion des Pferdes aktiv feststellen zu können. (So können zB. auch sehr schnell Defizite in der Bemuskelung festgestellt werden) Man sieht aktiv, welcher Muskel sich verspannt, geht mit dem Pferd mit, aktiviert vielleicht sogar die einzelnen Muskeln mit der Hand?

Das nur als kleines, sehr kurz gefasstes Beispiel. Tolle Ausbildungsmöglichkeiten sind hier zb. "Der Longenkurs" von Babette Teschen oder "Equikinetic" von Michael Geitner, welche hier super Möglichkeiten bieten, eine "Ehrliche Ausbildung" der Pferde zu vollführen.

Höher, schneller,weiter...


Natürlich muss ich dazu sagen, dauert das mitunter länger... Aber hier kann ich nur meinen Lieblingsspruch anbringen: "Nimm Dir die Zeit die es braucht und es wird weniger Zeit benötigen". Seid ehrlich zu Euch selbst, Ihr schuldet das Euren Tieren!

Die körperliche Arbeit am Pferd, bewirkt immer auch ein Formen des Charakters


Ein weiterer und sicher noch überzeugenderer Punkt ist der PHYSISCHE.

Starre Ausbinder, wie zb. aus Leder ermöglichen eine dauerhafte Anlehnung und damit eine dauerhafte Haltung in dieser Position. Das Entspannen der einzelnen Muskelgruppen ist kaum möglich.

Vergessen wir die Gefahr, die zum Beispiel bei einem sich erschreckendem Pferd ausgehen kann, welches mit Gebiss und Leine verpackt ist und die natürliche Reaktion des "Kopf hochreißens" durchführt.

Gehen wir gleich weiter zu dem Punkt, den ich wieder an Euch selbst richten möchte.

Wenn wir uns in einem Fitnessstudio anmelden, werden wir dort niemals hingehen (SOLLEN!) ohne a) eine Einweisung in die einzelnen Geräte und b) ohne langsames Antrainieren an die Muskulatur.

Das heißt 30min. Dauerhaltung der Muskulatur bei einer durchschnittlichen Longiereinheit. Versucht es mal selbst eine Übung mit 30min, Dauerstemmen eines Gewichts durchzuführen - na? :-) Geht dabei noch im Kreis laufen?

Intervalltraining als entspannende Alternative...


Immer mehr kommt nun auch die Wirkung des Intervalltrainings auf den Markt. Hier gerade Michael Geitners "Equikinetic". Hier läuft ein Pferd bis zu 60 sekunden in Stellung und hat nach jeder Einheit jedoch eine gleichwertige Ruhephase, bei der NICHT auf das Pferd eingewirkt wird.

Hierbei erreicht man eine Gesunde Aktion der Muskulatur, der Muskel kann sich aufbauen UND konditionieren. Es ist und bleibt das Wichtigste bei jedem Training, das ERHOLEN. Der Muskel muss entspannen, neue Energie in den Muskel fließen, sowie Blut. Der Muskel muss warm werden, nur so kann er gesund arbeiten.

Ich sehe Niemanden auf den Longierplätzen, die alle 60 sekunden zu ihrem Pferd rennen und die Ausbinder wieder auswickeln ;-)

Hierzu wären wir wieder bei Punkt 1. Diese Haltung ist eben nur durch eine ehrliche Ausbildung möglich. Wenn das Pferd weiß, was es tun soll, es Schritt für Schritt dorthin geführt wird, so reicht ein Kappzaum und die jeweiligen, minimalen Impulse, um ein Pferd in Stellung zu bringen und ein einfaches Durchatmen um dem Pferd seine Erholung zu bieten.

Hilfsmittel machen es bei genauem Hinsehen nicht immer einfacher...


Sehr oft sehe ich noch dazu ausgebunde Pferde, die zwar optisch auf den ersten Blick schön laufen, doch geht man näher heran, schaut sich die Muskelpartien an, die jeweiligen Paralellen, Senkrechten etc. Hat man hier ein Pferd, dass sich total verwirft. Es entzieht sich aus diesem Zwang, verkrampft sich, strengt die falschen Muskeln an und wartet so, bis es vorbei ist.

Viele der "Laien" und Freizeitreiter, die gerade zu diesen Hilfsmitteln greifen, keinen geschulten Blick um so etwas sehen zu können. Sie bilden dadurch das Pferd in die völlig falsche Richtung aus. Folgen sind spätere Probleme beim Reiten, ein bockiges Pferd das Schmerzen im Rücken hat. Ein Pferd, welches den Hals "dicht" macht, oder ein Pferd, dem es kaum noch möglich ist, auch eine Vorwärts-Abwärts Haltung anzunehmen.

Ich habe hier als Beispiel bewusst das Thema "Longieren" gewält. Es ist am einfachsten zu erklären und eigentlich kennt dies und sollte jeder REITER kennen ;-)

Natürlich gibt es da noch so viele Dinge, die man zur einer "Ehrlichen Ausbildung" beachten sollte, jedoch würden sie den Rahmen sprengen.

Deshalb möchte ich, dass ihr Euch selbst fragt:
Was will ich von meinem Pferd? Was ist mein Ziel? Weshalb möchte ich das von meinem Pferd? Wie setze ich es um?

Wie kann ich das meinem Pferd erklären? Wie könnte es reagieren? Was muss ich noch verbessern?

Und zu guter Letzt: Bin ich ehrlich genug zu mir selbst, um dies von meinem Pferd verlangen zu können?


Projekt Vogelvoliere

vom 21.11.2015

Einen Beitrag von meinem Mann- Der Vogelliebhaber unter uns.

Unsere Vögel sollen es schön haben! Nachdem wir ja nun vier statt zwei gefiederte Mitbewohner haben, bekamen wir auf Dauer Probleme, sie den ganzen Tag im Wohnzimmer frei fliegen zu lassen. Wir haben uns deshalb entschieden, eine Voliere zu bauen. Hier ein kleiner Entstehungsbericht.

Schon lange haben wir überlegt, wie wir die Situation ändern können. Der Käfig für unsere vier wurde ohnehin nur als Fress- und Trinkstätte gebraucht. Den restlichen Tag wurde auf dem Ast im Wohnzimmer verbracht.

Eine Voliere zu kaufen wäre zwar bequem, aber man müsste sich mit allerlei Kompromissen herumschlagen. Also dachten wir: Selber machen! Nur so ist man Herr über alle möglichen Eigenschaften.

Nach einem Brainstorming entschieden wir uns letztendlich für eine Eckvoliere:

Nach diesem Plan habe ich nun mit meinem 3D Programm ein Modell erstellt. Dank der Einheiten konnte ich so die benötigten Materialmengen ermitteln:

Das sollte sie also sein. Die Abmessungen der Grundfläche sind 1 Meter auf 90 cm. In der Höhe wollten wir nicht genau bis zur Decke, sondern 2 Meter sollten hier ausreichen.

Die Materialkosten für das Holz, Schrauben, Scharniere und Netz beliefen sich auf rund 170 Euro. Wenn man die Preise für Volieren vergleicht, kommt man hier zu einer Ersparnis von bis zu 100 %!

Für die Materialien haben wir auf "tierfreundliche" Beschaffenheit geachtet. Das Holz ist unbehandelte Fichte und der Volierendraht besteht aus galvanisch verzinktem Stahl. Das ist besonders wichtig, den bei normal verzinktem Gitter kann es bei Knabberaktionen zu einer Zinkvergiftung kommen.

Also los gehts mit der

Grundfläche

Die Grundfläche der Voliere ist ein 12mm starkes, beschichtetes Sperrholzbrett. Als optischer Hingucker haben wir hier eine Ecke herausgeschnitten, somit sieht der Käfig nachher nicht so klobig aus. Als Rahmen haben wir 16 mm dicke, ebenfalls beschichtete Bretter benutzt, da diese am Schluss ja die Rahmenkonstruktion halten mussten. Der Rahmen wurde mit Schrauben durch die Grundfläche befestigt. Besondere Herausforderung waren hier die zwei gestreckten Winkel. Hier mussten wir ein wenig experimentieren, um die Winkel der Bretterkanten richtig abzusägen. Aber auch das ist uns am Ende gelungen.

Der Rahmen

Für den Rahmen haben wir unbehandeltes, gehobeltes Fichtenholz verwendet. Mit einer Stärke von 16 mm war das für das gesamte Konstrukt ausreichend stabil. Da wir die komplett zusammengebaute Voliere nicht durch das Treppenhaus gebracht hätten, mussten wir entsprechend vorgehen.

Für die drei rechten Winkel der Grundfläche haben wir jeweils zwei Rahmenbretter zu einem L-Stück verbunden, damit war schon hier für eine gute Stabilität gesorgt. Der Grundrahmen wurde mit einem schmaleren Innenrahmen versehen, der das Gitter halten sollte.

Das Gitter

Was haben wir geblutet! Leute, seid vorsichtig. Dieser Draht ist super störrisch und super scharf. Ein Glück hatten wir eine Drahtschere zur Verfügung, alles andere hätte mit (noch) blutigeren Fingern geendet.

Der Draht wurde mit einer kleinen Schraube und einer Unterlagsscheibe befestigt. Das hat den Vorteil, dass die zwei Materialien (Holz und Draht) nicht fest miteinander verbunden sind, sondern weiter "arbeiten" können, wie das ja bei Holz der Fall sein kann.

Hätten wir den Draht mit Tackernadeln befestigt, wären wir beim straffen Befestigen weniger flexibel gewesen. Außerdem hätte die Möglichkeit bestanden, dass der Draht nach einiger Zeit wellig werden konnte.

Wichtig ist es auch, das keine Drahtreste abstehen, da die Verletzungsefahr für die Wellensittich extrem hoch ist.

Der Zusammenbau

Es war soweit! Nachdem alles fertig vergittert war, konnten wir die Voliere in Einzelteile zerlegen und in das Zimmer transportieren. Der Aufbau verlief problemlos dank unserer genauen Konstruktion :)

Während des Aufbaus wurden wir natürlich genauestens beobachtet.

Und letztendlich ist es uns gelungen und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Vögel haben jetzt einen eigenen Bereich in dem sie turnen, klettern und schlafen können und wir haben nun ein gut gelüftetes, nahezu federfreies Wohnzimmer.

Der gesamte Aufbau ohne Konstruktion hat uns letzendlich 1,5 - 2 Tage gekostet. Wenn man die Kostenersparnis und den Spass am Handwerken dazuzählt, hat sich das Projekt Vogelvoliere ganz klar gelohnt!

An dieser Stelle auch ein recht herzlichen Dank an Rolf Bosler für sein handwerkliches Geschick und seinen Tipps, Tricks und Kniffen aus seiner Erfahrungskiste! Ohne dich wäre das Projekt auf keinen Fall so schön umgesetzt worden!

Euer Dominik Sust


Wenn man das Seil entfernt, bleibt nur eines...

vom 21.11.2015

.....die Wahrheit.

Seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage, was mein Pferd wohl tun würde, wenn es mich nicht gäbe. Oder was es tun würde, wenn ich ihn gewähren lasse, wie er es möchte.

Durch diese Überlegungen wurde mir sehr viel klar. Die Tatsache, welches Geschenk uns unser Pferd jeden Tag eigentlich macht.

Das Pferd, als Individuum, braucht uns Menschen von Grund auf nicht. Es braucht seine Herde, die Natur und seine Begebenheiten. Doch was tut das Pferd jeden Tag für uns?

Es sind Kleinigkeiten, die uns so vielleicht gar nicht auffallen. Aber gehen wir doch einmal gemeinsam einen "ganz normalen Tag" mit unserem Pferd durch:

Wir kommen in den Stall, begrüßen unser Pferd ( Vielleicht kommt es ja sogar schon zu uns gelaufen, sofernes nicht in Boxenhaft gehalten wird? ) - Halftern es auf.

Das Aufhaltern, eine völlig banale Sache

 

Doch hier ist schon der erste Punkt: Wir halftern es auf. Nehmen ihm die Fluchtmöglichkeit, WIR bestimmen diesem Fluchttier nun, wohin es uns folgen soll. Und meistens folgt es uns, mit hängendem Kopf. Es vertraut uns!

  • weiter geht es. Viele binden Ihr Pferd an den Putzplatz. Laufen nochmal schnell in die Sattelkammer um Putzkiste, Sattel oder Ähnliches zu holen. Auch hier nehmen wir diesem sensiblem Fluchttier wieder seine Fluchtmöglichkeit. Wir lassen es sogar damit alleine. Aber es steht dort einfach, döst vor sich hin und vertraut uns auch hier wieder einfach!

Warum auch Hufe säubern ein Vertrauensbeweis ist?

  • Hufe auskratzen, wer hätte hier schon an ein "Problem" für ein Pferd denken können? Das Pferd vertraut uns beim Hufe auskratzen sein Leben an! Vielleicht klingt das nun etwas überzogen. Jedoch ist ein Pferd ein Fluchttier, es legt uns seine Hufe in unsere Hände, vertraut uns, dass wir nichts schädigendes mit seinen Hufen anrichten. Ohne seine Füße ist das Pferd machtlos und in der freien Natur dem Tode ausgeliefert.
  • Sind wir aktive Reiter, so satteln wir das Pferd. Wir legen ihm Metall ins Maul, legen ihnen Dinge auf den Rücken und schnallen diese an ihrem Bauch fest. Versetzt Euch mal in seine Situation. Wie oft sehe ich, wie Pferde an den Sattel gewöhnt werden: Wildfremde Trainer, das Pferd kurzgebunden an der Stange. Rauf den Sattel, zack festgeschnallt und das Tier toben lassen, bis es sich beruhigt hat. Bedenkt diese Situation doch bitte einmal. Wie wäre das für Euch? (Ich nenne hier absichtlich immer den worst-case)

  • Das Pferd gesattelt, an der Aufstiegshilfe platziert, wartet es, bis wir uns auf seinem Rücken platzieren. Nun haben wir es in voller Gewalt. Wir lenken und leiten, wir führen und weisen. Das Pferd wird gerade gerichtet, das Pferd soll versammelt laufen. Es soll traben wann wir wollen, es soll den Weg einschlagen, den wir wollen.

Was ist das Geschenk Eures Pferdes?

"Wenn man das Seil entfernt, dann bleibt nur eins: die Wahrheit"

Dieses Zitat ist eines der markantesten, das mich in meiner "Pferdelaufbahn" beschäftigt hat.

Freiarbeit auf dem Platz, das Pferd am Putzplatz abstellen, ohne es festzubinden.... und noch vieles mehr. All' diese Dinge machten mir klar, was es für mein Pferd wohl jeden Tag bedeutet hat, mir täglich zu begegnen.

Mein Ziel ist es auch weiterhin, meine Kommunikation mit meinem Pferd auf einer " so frei" wie möglichen Basis aufzubauen.

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Wie äußert sich Euer Pferd, Euch gegenüber?

Habt ihr schonmal deutliche Zeichen von Eurem Pferd erhalten - was hat es Euch gezeigt?

Ich freue mich auf tolle Geschichten! :-)


Wie lobe ich richtig?

vom 21.11.2015

Bei diesem Beitrag geht es mir um die altbekannte Methode des Lobens. Das "Klatschen", "Klopfen","Tätscheln", ..wie man es eben sehen will.

Freuen wir uns über eine tolle Leistung eines Mitmenschens, oder wollen wir denjenigen Loben - so klopfen wir gerne dem anderen auf die Schulter.

Diese Art des Lobes, sehen wir als Belohnung, als Dank. Womöglich soll es zum Lockern der angespannten Schultermuskulatur dienen, die wir mit der schweren Arbeit wohl gebraucht haben. Ehrlich gesagt - ich weiß es selbst nicht so recht, weshalb wir das eigentlich tun :-)

Interessant war auch die Antwort einiger meiner Mitmenschen, die ich nach so einem "Schulterklopfer" mal so direkt angesprochen habe.

Keiner von Ihnen würde sich trauen, seinem Chef so auf die Schulter zu klopfen. Meist fühlt sich der "Klopfer" also dem "Geklopften" überlegen. Es ist zwar ein Lob, aber hat einen negativen Beigeschmack.

"Gut hast's gmacht" - ganz nach dem Motto: Ich hätte es Dir nun zwar nicht zugetraut, aber ging ja nochmal gut.

Einige würden sich vielleicht gerade noch gleichgestellt fühlen, zum jeweiligen Gegenüber. Was soviel heißt wie, ein ernst gemeintes Lob, welches allerdings nun noch nicht übermäßig gewürdigt wird. Man freut sich über das Gelingen des Anderen, hätte es aber genauso gut selbst geschafft.

Nun aber noch ein weiterer negativer Aspekt vom "Klopflob". Ich als Frau, habe zwar ein breites "Kreuz", wie man im Schwäbischen sagt, bin durch meinen Job auch einen rauen Umgang gewohnt - doch manchmal denke ich mir, mein Frühstück kommt wieder retour, wenn mich ein Kollege meint auf die Schulter klopfen zu müssen.
Überschwängliche Freude wird mit übermäßigem Klopfen belohnt - Na, herzlichen Dank!

Dieses Phänomen beobachte ich jedoch schon lange. Sowohl bei Pferdebesitzern, als auch zB. bei Hundebesitzern. Da werden die Tiere durchge"prügelt" und der Mensch freut sich ein übermäßiges "joaa feiiiiin!!!" aus dem Bauch.

Vor allem bei Pferden beobachtete ich oft ein Anspannen der Muskeln, ein Kopf hochreißen und bei Hunden ebenso ein Zurückweichen.
Ich habe diese zwei "Besitzer" einmal folgendes gefragt:

  • Hast Du deinen Hund schon einmal am Fell gekitzelt, als er geschlafen hat? Nur mit der Fingerspitze berührt? Hat er reagiert und ist sogar wach geworden?
  • Und hast Du, lieber Pferdebesitzer - dein Pferd schonmal auf der Koppel beobachtet, wenn es umgeben ist von Fliegen? Hat dich das propellernde Schweifschlagen wegen ein paar Fliegen am Bauch auch schon genervt?

Alle antworteten mit "JA".

Auf die Frage, was sie wohl meinten, wie ein Tier jetzt "Freude und Lob" mit dieser "Prügelei" verbindet - wurden Sie stutzig.

Die Sensorik, welche die Tiere über ihre Haut und das Fell spüren, ist gleichzusetzen wie unsere Sensorik im Gesicht (auf den Armen/Beinen). Auch hier spüren wir durch unsere Härchen die leichtesten Berührungen.
Nun die Frage: Wenn du gelobt wirst für etwas - wie empfändest Du es, wenn die Leute ausholen würden und mit der gleichen Intensität , wie sonst beim Tier, Dir ins Gesicht "schlagen" würden?

Nicht nur, dass dieses Gefühl wohl echt nicht positiv ist - nein,** wir stumpfen unsere Tiere damit ab.**

Ich halte nichts von Strafen - doch frage ich mich hier immer: Wenn so ein Lob aussieht? Wie sieht die Strafe dann aus?

Feinfühligkeit, feine Hilfen, Sensibilität - Das sind Worte, die ich von den Besitzern immer wieder höre. Diese Eigenschaften wünschen sie sich von Ihren Tieren. Doch selbst sind sie die größten "Bauern".

Wenn dies Eure Wünsche sind, dann seid selbst das beste Beispiel!
Streicheln, kraulen, auch mal krabbeln und kratzen - das finden unsere Tiere toll. Vor allem unsere Vierbeiner, die oftmals an Stellen nicht selbst mit dem Maul/den Pfoten gelangen. Es gibt nichts schöneres als ihnen damit eine Freude zu machen.

Umso feiner das Lob gesetzt wird, umso feiner können Hilfen angefragt werden. Sei es ein Hand auflegen um das Pferd einen Schritt zur Seite zu bitten, oder eine unterstützende Hilfe zum "Sitz" zum Beginn einer Hundeausbildung. Der gesamte Umgang sollte stets mit Ruhe, Sensibilität und Respekt gegenüber dem anderen geschehen. Ich möchte meinen Partner nicht klopfen - ich möchte ihm etwas Gutes tun, als Dank!

Und ich möchte Euch Klopfern da draußen einen Anreiz geben, diesen Unsinn zu unterlassen! Es wäre schön, wenn man bald kein "wildes auf das Tier Eingepatsche" mehr hört, wenn man an Reithallen oder Hundeplätzen vorbei läuft.

Seid freundlich! :-)