Darmsanierung- nicht immer des Rätsels Lösung
Da ich selbst ein Pferd besitze, welches lange Zeit unter ständigem Kotwasser litt und auch heute noch immer wieder diese Problematik zeigt, habe ich mich natürlich sehr intensiv mit der Therapie dieser Symptome auseinander gesetzt.
Auch habe ich mittlerweile viele Kunden, deren Pferde unter Kotwasser oder anderen Darmproblematiken leiden - und es wurden schon zig Entgiftungskuren und Darmsanierungen durchgeführt....und nichts half.
Doch ist Darmsanierung auch immer des Rätsels Lösung?
Mein Pferd hat "Darmflora"
Jedes Pferd hat sie....selten eine ganz gesunde, aber jedes Pferd hat sie.
Die Darmflora besteht aus Keimen, Bakterien und noch einiges an Gedöns, welches vieles mittlerweile eine bestimmte Wertung abgekommen hat. Man spricht von "bösen" Keimen und "guten" Keimen - doch wirkliche Forschungsgrundlagen zu diesen Urteilen gibt es nicht.
Fakt ist: Jede Darmflora besteht aus Keimen, die zum Großteil sowohl "gut" als auch, sollte zuviel von Ihnen vorhanden sein, oder sie durch eine geschädigte Darmwand aus ihrem Bestimmungsort wandern, auch "böse" Eigenschaften haben.
Fakt ist auch: Man kann und sollte nicht, gezielt versuchen einen bestimmten Keim in dieser Darmflora gänzlich zu vernichten. Jeder Keim in dieser Flora hat seine bestimmte Aufgabe (oder auch nicht, und dann ist er einfach nur da)
Oftmals soll diese Darmflora bei z.B. Kotwasserproblematiken unterstützt werden, oder aufgebaut werden. Man füttert Hefen, Mikroorganismen, aufbauende, wohltuende, beruhigende, anregende Kräuter, ein paar Kügelchen, ein paar Zusatzfuttermittelchen mit Leinsamen, Flohsamen etc.
Man hat damit vielleicht auch kurz eine Wirkung erzielt. Doch meistens: Werden die Symptome danach noch schlimmer - oder sie kehren einfach nach einiger Zeit wieder zurück.
Haupttherapieplan: "Darmsanierung"
Die sogenannte Darmsanierung baut sich dabei meist wie folgt auf:
- Anregung der Darmflora
Entgiftung und Entsäuerung
Erhalt der Darmflora
Hat man nun ein Pferd mit Blähbauch, Wasserbauch oder Durchfall und/oder Kotwasser - ist dies Therapieplan Nummero 1 - meistens.
Ich habe das schon von vielen Therapeuten so empfohlen bekommen - und ja auch ich habe mich daran gehalten, auch ich fand das ganz schlüssig.
Und auch ich habe den Preis von ca. 50- 120€ in so eine Darmsanierung investiert. Mit welchem Ergebnis? - Keinem.
Und warum?
Weil die wenigsten beachtet haben, dass genau bei dieser Problematik, eine absolut genaue Diagnostik der Grundstein der Behandlung ist.
Anregung der Darmflora:
Ich füttere meinem Pferd, Hefen zu, Mikroorganismen - welche die Behausung der Darmflora etwas aufstocken sollen. Ich füttere aktivierende Kräuter, welche die Darmperistaltik anregen sollte - doch beachte ich eines nicht:
- weshalb benötigt die Darmflora denn überhaupt eine Anregung?
Entgiftung und Entsäuerung
Ich füttere meinem Pferd adstringierende Kräuter, Bitterstoffe, ausleitende Kräuter, gleichzeitig basische Produkte um den Säuregehalt zu reduzieren - doch beachte ich eines nicht:
der Magen des Pferdes benötigt teilweise ein äußerst saures Milieu um seine Arbeit richtig zu leisten!
geschädigte Darmwände werden eventuell noch durch diese Kräuter etc. gereizt!
Erhalt der Darmflora
Ich füttere meinem Pferd flüssigkeitsbindende, regulierende Stoffe, Pektine, diverse Kräutermischungen, Schüssler Salze - doch beachte ich auch hier eines nicht:
Die vielleicht nun noch mehr strapazierte Darmflora wird nun auch noch ihrer Flüssigkeit beraubt - die sie vielleicht produziert um die Stoffe abzutransportieren, die nun fälschlicher Weise in den Körper gelangt sind
Durch dauerhafte Beigaben von Verdauungsunterstützern, mache ich den Darm meines Pferdes faul...ich entschleunige die Peristaltik, ich nehme ihm die Arbeit ab - und irgendwann hat er selbst kein Bock mehr, seine Arbeit zu leisten.
Der Teufelskreis beginnt.
Ich möchte hier nun nicht auf genaue Studien oder anatomischen Werte eingehen - ich möchte lediglich einmal die Augen öffnen und den Menschen da draußen zeigen - was es heißt, eine Darmproblematik RICHTIG anzugreifen. Leider lese ich immer häufiger in Foren - "Mein Pferd hat Kotwasser- was kann ich tun?" und dann enden darunter 354 Kommentare mit "Boah das Mittel von ***** ist super" - "Nein, das von *** hat mir viel besser geholfen". Diese Leute rennen dann zum Futtermittelhersteller XY, lassen sich eine Futterberatung machen und enden dann wirklich mit einem der Produkten *** und einem leerem Geldbeutel - denn zu 99% hilft das Futter auf Dauer GAR NICHTS.
Man muss sich den Ursachen!!! der Symptome bewusst werden!
Kein Mittelchen dieser Welt, wird Euch und eurem Pferd helfen - sei es auch noch so gut - wenn es einfach nicht zum Auslöser des Symptomes passt. Und - vor allem - wenn der AUSLÖSER selbst nicht auch beseitigt wird!!!
Welche Ursachen kann Kotwasser - Durchfall - Blähbauch - etc. haben?
- Falsche Fütterung
- Stress
- Magenprobleme (Magenreizung, Magengeschwüre)
- Mangelnde Bewegung
- Falsche Bewegung
- Zuviel Bewegung
- Zuviel "Falsche" Weide
- zu wenig Weide
- Schlechtes Heu
- zu wenig Heu
- Zuviel Heu von falscher Qualität, mit falschen Vorraussetzungen
- Silage
- Trinkwasser
- ....
Ich könnte die Liste nun mit so einigem noch weiter ergänzen.
Oftmals zeigen Pferde, welche diese Problematiken nachweisen, einen dicken, hängenden Bauch, sind schlapp und teilweise auch gereizt.
Viele Besitzer tun nun folgendes:
- Sie reduzieren das Heu - denn das Pferd ist zu fett
- Sie reduzieren die Koppel - denn das Pferd ist zu fett
- Sie füttern Leistungssteigerer, oder mehr Kraftfutter - denn das Pferd ist zu schlapp
- Sie steigern das Training - denn das Pferd hat abgebaut.
Und irgendwann steht man von diesem, armen, unglücklichen, völlig deformierten und ausgelaugtem "Kläpper" und er kann ihm nur noch leid tun - doch der Besitzer hat wirklich alles getan, was in seiner Macht stand.
Doch:
- War die Heureduzierung wirklich das richtige? Wurde eventuell einmal das Heu analysiert - wieviel steckt in dem Heu, wieviel müsste mein Pferd davon fressen, damit sein Grundbedarf gedeckt ist? Und vor allem wieviel, damit er kein Hunger leiden muss?
Oftmals erlangt man mit der Heureduzierung, von Heu, das meist eh nicht perfekter Qualität ist - nur eine Mangelernährung der Tiere, denn sie erhalten damit noch weniger, der eigentlich notwendigen Inhaltsstoffe. Dazu leiden sie nun auch noch an Hunger, was natürlich auch einfach unglücklich macht!
- Gleiches Prinzip gilt für die Koppel.
Oftmals dürfen diese Pferde nur noch auf abgefressene Koppeln, damit sie ja nicht zu fett werden und bekommen mit dem kurzen, gestressten Gras dann noch ihren Zuckerschock - und ja, jetzt beginnt wirklich so langsam eine totale Verschiebung der Darmflora!
Kraftfutter, Pushmittel...das alles muss der nun eh schon geschwächte Körper versuchen zu verarbeiten. Soviel Energie mit meist nicht wirklicher (PFERDE-)natürlicher Herkunft.
und dann noch das gesteigerte Training - Stress pur!
Ursachenforschung!
Sollte deshalb die Grundlage aller Pferdebesitzer werden, welche Pferde mit Darmproblemen besitzen.
Führt ein Tagebuch darüber, wie sich euer Pferd fühlt, wann hat es einen Blähbauch, wann hat es Kotwasser,wann Durchfall?
Wie viel frisst mein Pferd? Wieviel würde mein Pferd fressen, wenn es so könnte, wie es wollte?
Wie verhält sich mein Pferd in seiner Herde, ist es rangniedrig? (Über Boxenhaltung will ich nicht sprechen!!)
Und dann, zieht euch einen guten Tierheilpraktiker, oder auch Tierarzt an Eure Seite um gemeinsam und gezielt, weitere Dinge wie "Magengeschwür? Darmflorascreen?Parasitenbefall?" auszuschließen - und ihr werdet sehen:
Sind die Ursachen erst beseitigt, saniert sich so ein Darm teilweise ganz von alleine!!!